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Mit dem Rad durch das Loiretal: mein Kultur- und Natururlaub

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St Dye © DDarrault, CRT Centre Valde Loire
St Dye © DDarrault, CRT Centre Valde Loire
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Nach ein paar Wochen ohne Bewegung ist meine Lust nach Frischluft, Entdeckung und Bewegung riesig. Von den Schlössern der Loire träume ich seit Langem und bei einem Stammtisch mit Freunden erfahre ich, dass es dort einen Radweg gibt, der entlang der Schlösser der Loire führt. Zwei Freunde überzeuge ich sofort, und wir entscheiden uns, im Sommer dort Urlaub zu machen. Ich freue mich!

Mit dem ICE oder TGV fahren wir nach Paris und dann mit dem Regionalzug nach Orléans. Schnell und einfach – obwohl wir auch mit dem Auto hätten kommen können. In Orléans mieten wir drei Fahrräder mit Fahrradtaschen. Wir lassen uns auch von dem angebotenen Gepäcktransportservice verführen, so dass wir leichter fahren können – wir sind ja Anfänger! Helme, Fahrräder, Fahrradtaschen… und los geht’s! 
Der Loire-Radweg ist sehr gut ausgeschildert und man kann sich gar nicht verfahren. Wir folgen den Schildern und innerhalb von 10 Minuten radeln wir schon in inmitten der Natur. Wir nehmen uns die Zeit, die Fauna und Flora zu beobachten. Seit 2000 gehört das Loiretal aufgrund seiner Kultur- und Naturlandschaften zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ich kann gut nachvollziehen warum! 
Und allmählich erscheinen sie, die berühmten Schlösser der Loire! Kleinere private Schlösser, an denen wir vorbeiradeln, und größere Schlösser. Das Schloss Chambord ist das erste Schloss, das wir besichtigen. Es liegt inmitten eines Waldes, der so groß wie Paris ist. Beeindruckend! Am Abend entdecken wir anlässlich einer unglaublichen Ton-und Lichtshow, die die Geschichte des Schlosses erzählt, das Königsschloss Blois. Die Audioguides zur Show sind auch auf Deutsch erhältlich.
In den folgenden Tagen besichtigen wir immer mehr Schlösser, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind: die Domäne von Chaumont-sur-Loire mit ihrem internationalen Gartenfestival, das romantische Schloss Chenonceau, das den Fluss Cher überspannt, und die zwei Schlösser in Amboise, in denen wir mehr über das faszinierende Leben von Leonardo da Vinci erfahren. Der Italiener hatte nämlich die drei letzten Jahre seines Lebens im Schloss Clos-Lucé verbracht und sein Grab befindet sich neben dem Königsschloss Amboise. 
Es ist unglaublich, wie viele unterschiedliche Schlösser wir in vier Tagen gesehen haben.
Wir haben jetzt unseren Rhythmus gefunden und radeln weiter in Richtung Tours. Nun gönnen wir uns einen unvergesslichen Moment mit einer Schifffahrt auf der Loire bei Sonnenuntergang. Der Schiffer Clément erzählt uns viel über die Geschichte des Flusses, seine wirtschaftliche Rolle in den vorgegangenen Jahrzehnten sowie über die Fauna und Flora. Und als er uns ein Glas Weißwein und Schafskäse als Aperitif auf dem Schiff anbietet, fühlen wir uns wie Könige auf der Loire.
Seitdem ich als Kleinkind von meiner Tante eine Postkarte aus Villandry bekommen habe, träume ich davon, diese wunderschönen Renaissance-Gärten zu entdecken. Zwanzig Jahre später sende also auch ich meiner Tante eine Postkarte aus Villandry. Der Kreis ist geschlossen und mein Traum verwirklicht. 
Es bleiben uns nur zwei Tage im wunderschönen Loiretal. Die Besichtigung des Schlosses Azay-le-Rideau, das sich im Fluss Indre spiegelt, und die Burg Chinon, die einen wunderbaren Blick auf den Nebenfluss Vienne bietet, schaffen wir noch. Und da Chinon auch nach Wein klingt, verkosten wir in einem der zahlreichen Weinkeller ein Glas Chinon… Das ist in Chinon wohl ein Muss! Aufgrund der großen Vielfalt an Weinreben und Böden können im Loiretal ganz unterschiedliche Weine erzeugt werden: Weiß- Rot-oder Roséweine, Schaumweine, trockene, halbtrockene oder fruchtige Weine… Für jeden Geschmack ist etwas dabei!
Diese zehn Tage im Loiretal waren genau, wonach ich mich so sehr gesehnt hatte. Entspannung in der Natur, Abenteuer auf dem Fahrrad, Kulturentdeckung mit den Schlössern, Gastronomie und Lebensart mit den zahlreichen Winzern, Restaurants und Guinguettes. Ach, davon habe ich noch gar nicht erzählt: Die Guinguettes sind die „Biergärten“ des Loiretals. Sie befinden sich entlang des Flusses Loire und laden zum Zwischenstopp ein und es gibt immer etwas Frisches zu trinken und zu essen. Man hört Musik, man tanzt, man lacht… 
Das ist die Art de Vivre im Loiretal. Und jetzt, wo ich wieder zu Hause sitze, sehne ich mich nach dieser schönen Zeit! 

Episode 18