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Das Kunstmuseum Basel 2021

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Camille Pisarro, Frau mit grünem Schal [Femme au fichu verte], Detail, 1893, Öl auf Leinwand, 65,5 x 54,5 cm (Paris, musée d'Orsay, Photo © RMN-Grand Palais (musée d'Orsay) - © Franck Raux)
Camille Pisarro, Frau mit grünem Schal [Femme au fichu verte], Detail, 1893, Öl auf Leinwand, 65,5 x 54,5 cm (Paris, musée d'Orsay, Photo © RMN-Grand Palais (musée d'Orsay) - © Franck Raux)
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Das Kunstmuseum Basel zählt international zu den renommiertesten Museen seiner Art. Seine weltberühmte Sammlung, die Öffentliche Kunstsammlung Basel, umfasst über 300‘000 Werke aus acht Jahrhunderten, vom späten Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart.
Hier einige Ausstellungs-Höhepunkte des Jahres 2021:

Sophie Taeuber-Arp: Gelebte Abstraktion
Die Schweizerin Sophie Taeuber-Arp (1889–1943) war eine Pionierin der Abstraktion. In ihrem interdisziplinären Schaffen ebnete sie mit scheinbar spielender Leichtigkeit die althergebrachten Grenzen zwischen Kunst und Leben ein. Die Experimentierfreude der Avantgarde-Zirkel von Zürich und Paris, denen sie angehörte, und ihre kunsthandwerkliche Ausbildung und Lehrtätigkeit verschmolzen zu einer gelebten, angewandten Abstraktion, mit der sie nahezu alle Lebensbereiche gestaltete. Bei ihrem tragischen Unfalltod 1943 umfasste ihr Œuvre Textilien wie Kissen und Tischdecken, Perlarbeiten, ein Marionettentheater, Kostüme, Wandmalerei, Möbel, Architektur, Grafikdesign, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Reliefs.
So unterschiedlich die von ihr verwendeten Materialien auch sind, ihre Formensprache ist klar und zugleich belebt: Im Zürcher Dada-Umfeld entdeckte Taeuber-Arp den Tanz als Ausdrucksmittel. Das heitere Spiel von Balance und Off-Balance blieb weit über diese Zeit hinaus ein wesentliches Merkmal ihrer Kunst und inspirierte auch ihre abstrakten Kompositionen.
Die umfassende Retrospektive Gelebte Abstraktion, die das Kunstmuseum Basel Sophie Taeuber-Arp 2021 widmet, stellt ihr Schaffen erstmals einer internationalen Öffentlichkeit vor. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Museum of Modern Art, New York, und der Tate, London. Damit wird die Künstlerin, deren Gesicht vielen noch von der jahrzehntelangen Präsenz auf der 50-Franken-Note bekannt sein dürfte, endlich über den deutschsprachigen Raum hinaus unter den grossen Avantgardist*innen der Klassischen Moderne etabliert.
Ein mitreissender Überblick macht die Entwicklung ihres Werks von den Anfängen im Kunstgewerbe über die architekturbezogenen Projekte in Strassburg bis hin zu den abstrakten Gemälden der Pariser Zeit nacherlebbar. Taeuber-Arp war 1937 mit zahlreichen Werken in der für die Entwicklung und Verbreitung der Abstraktion bedeutenden Ausstellung Konstruktivisten in der Kunsthalle Basel vertreten. Das verbindet sie mit Basel ebenso sehr wie die Tatsache, dass sich hier wichtige Sammlerinnen und Sammler für ihre Kunst fanden.
bis 20. Juni 2021

Continuously Contemporary
Neue Werke aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung

Das Kunstmuseums Basel ǀ Gegenwart wurde 2020 vierzig Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigt das Haus mit einer Auswahl grossformatiger Arbeiten und Werkgruppen neue Werke aus der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung (EHS). Der Fokus liegt auf Arbeiten, die besonderer räumlicher Voraussetzungen bedürfen und selten, in einigen Fällen sogar zum ersten Mal im Kunstmuseum Basel präsentiert werden. Die Ausstellung findet in drei Teilen statt.
Der erste Teil der Ausstellung eröffnete im Herbst 2020. Im zweiten Teil werden nun ausgewählte Werkgruppen von Künstlerinnen und Künstlern wie Klara Lidén, Monika Sosnowska, Fiona Tan, Paul Chan, Thomas Demand, Peter Fischli, Alexej Koschkarow, Jean-Frédéric Schnyder und anderen gezeigt.
Ab Ende Mai 2021 wechselt die Präsentation zu einer weiteren Auswahl an Werken aus der Sammlung, unter anderem von Elizabeth Peyton, Steve McQueen und Anri Sala. Gleichzeitig wird dann mit Tacita Dean. Antigone die Schweizer Premiere des neuesten und bisher komplexesten Werks der britischen Künstlerin Tacita Dean aus der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung präsentiert.
bis 1. August 2021

Kara Walker: A black hole is everything a star longs to be
Zum ersten Mal zeigt Kara Walker (* 1969) hunderte von Zeichnungen, die sie in den letzten 27 Jahren im Atelier unter Verschluss gehalten hat. In der ersten umfassenden Soloausstellung auf Schweizer Boden präsentiert das Kupferstichkabinett diesen bisher nie gezeigten Korpus zusammen mit brandneuen Arbeiten der weltbekannten Amerikanerin.
1994 sorgte Walker mit wandfüllenden Scherenschnitten erstmals für Furore. Heute gehört sie zu den profiliertesten Positionen der USA. In provokativen und obszönen Szenen, die zugleich technisch raffiniert und ästhetisch ansprechend gemacht sind, nimmt sie Rassismus, Geschlecht, Sexualität und Gewalt in den Fokus – ohne Rücksicht auf politische Korrektheit. Dabei bezieht sie sich auf die Geschichte der USA von der Sklaverei bis zu Barack Obamas Präsidentschaft. Walker bietet keine Versöhnung mit der Vergangenheit an, sondern rüttelt an Geschichtsbildern und Mythen. Schonungslos macht sie bis heute anhaltende Konflikte sichtbar und thematisiert damit die Entstehung von kollektiver sowie der eigenen Identität.
Dass Walker auf Papier arbeitet, ist zentral. Skizzen und Notizen suggerieren Intimität und authentische sowie aktuelle Aussagen. Zeichnung und Wort sind ideale Mittel der Satire und Karikatur, des Pamphlets und der Subversion. In ihrer Vielfalt zeigen die Blätter, wie schnell und souverän Kara Walker Figuren erfindet, Formen unerwartet verwandelt und Narrative in ihrer Vieldeutigkeit verharren lässt.
Die Fülle an unterschiedlichen Zeichnungen zeigt deutlich, dass sich Walker verschiedenster Stile bedient. Das können die Helldunkel-Kontraste von Goya sein, die Linienführung eines James Ensor oder die karikaturenhafte Handschrift von Hogarth. In neuesten Werken kommen altmeisterliche Weisshöhungen auf getönten Papieren und gar farbige Kreiden prominent vor. Der Bezug auf ältere Kunst bringt die Frage nach Vorbildern ins Spiel und danach, wie sich eine afroamerikanische Künstlerin in die Kunstgeschichte einschreibt.
5. Juni bis 26. September 2021

Camille Pissarro: Das Atelier der Moderne
Camille Pissarro (1830–1903) gehörte zu den bedeutendsten Künstlern im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Entlang seines überaus vielfältigen Werks entfaltete sich die Geburtsstunde der Moderne. Trotzdem wird Pissarro in der heutigen Kunstgeschichte oft an zweiter Stelle genannt. Die letzte Ausstellung eines Schweizer Museums, die diesem wichtigen Künstler gewidmet wurde, liegt über sechzig Jahre zurück.
Die umfassende Herbstausstellung im Kunstmuseum Basel bietet einen Überblick über das Schaffen Pissarros und legt das Augenmerk auf seine Zusammenarbeit mit Zeitgenossen. Als Freund und Mentor pflegte Pissarro rege Beziehungen mit Künstlern verschiedener Generationen wie Paul Cézanne, Claude Monet, Paul Gauguin, Edgar Degas, Mary Cassatt und weiteren. Der intensive Austausch kann als Katalysator für die wichtigsten Entwicklungen der Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstanden werden.
Als zentrale Figur prägte Pissarro den Impressionismus massgebend. Dabei schenkte er als einziger Impressionist der Landschaft wie auch der menschlichen Figur gleichermassen Aufmerksamkeit. Just in dem Moment, als der Impressionismus auch unter Sammlern Zustimmung fand und den Künstlern Geld einbrachte, wandte Pissarro sich in den 1880er Jahren einer zweiten malerischen Revolution zu – dem Neo-Impressionismus. Damit bewies er erneut seinen unbedingten Willen zu künstlerischem Fortschritt.
Camille Pissarro befasste sich – wie viele Neo-Impressionisten – mit dem Anarchismus. Inwiefern seine politische Gesinnung Eingang in seine Kunst fand, ist seit jeher von Interesse für eine sozio-historische Kunstgeschichte. Klar ist, dass Pissarro seine Bilder nicht als politische Programmbilder verstanden haben wollte. Nichtsdestotrotz verbinden die revolutionäre Malweise Pissarros sowie seine Bereitschaft, gegen alle Widerstände neue Wege einzuschlagen, seine Kunst mit den Kerngedanken des Anarchismus.
4. September 2021 bis 23. Januar 2022
www.kunstmuseumbasel.ch

Episode 22